Beistandschaften: Auf dem Weg in die Eigenständigkeit der Klient/innen warten viele Dilemmas
von Urs Mühle
21. September 2021
Urs Mühle, Fachexperte und Gründer der Tangente GmbH, zeigt in diesem Gastbeitrag auf, auf welche Zielkonflikte er bei Beistandschaften trifft – und wie er diese Herausforderungen angeht
Die Herausforderungen beim Führen einer Beistandschaft sind vielfältig – und gross. Die Beistände wollen den involvierten Personen gerecht werden und verschiedene Perspektiven einnehmen. Dabei kommt es immer wieder zu Dilemmas – sie gehören zum Beratungsalltag. Zeitdruck und Ungewissheiten erhöhen den Druck, Entscheidungen zu treffen.
Die Versuchung diese Dilemmata aufzulösen, sich für das Eine oder das Andere zu entscheiden, ist verlockend. Häufig ahnend, dass der Entscheid nicht die Lösung ist, sondern im Gegenteil, sich neue Schwierigkeiten eröffnen. Kennzeichen eines Dilemmas ist oft ein ethisches Problem, mit dem bisher nicht befriedigend umgegangen werden konnte. Anzeichen dafür ist oft ein Unbehagen bei Betroffenen.
Die Bestätigungstendenz: Häufiger Gast in der Mandatsführung
Diese Aufzählung ist nicht abschliessend; sie lässt sich mit weiteren Dilemmas in der Mandatsführung ergänzen. Clevere Mandatsführung heisst, sich immer wieder auf das «Sowohl als auch» zu fokussieren. Mit diesen Dilemmas erfolgreich umgehen und nicht für das Eine oder Andere zu entscheiden. Dazu werden stimmige Leitsätze benötigt, auf welche wir noch zu sprechen kommen.
Oftmals tappen wir in die Falle der Bestätigungstendenz, welche eine der stärksten kognitiven Verzerrungen ist, denen wir nicht nur in der Mandatsführung unterliegen. Kurzfristig entscheiden wir uns für den einfacheren, zeitsparenden, bürokratischen Weg, in der Grafik für die linke Seite. Dies führt zu stärkeren Negativschlaufen und Festhalten an Mustern. Das führt zu noch mehr Kontrolle und Sachorientierung.