Was bedeutet es für dich persönlich, als Springerin in der Sozialen Arbeit tätig zu sein und welche Aspekte deiner Arbeit sind für dich besonders motivierend?
Als Springerin fühle ich mich meinen KlientInnen näher, da ich nicht an eine bestimmte Verwaltung gebunden bin und dadurch unabhängig und objektiv arbeiten kann. Diese Freiheit ermöglicht es mir, die Werte der Sozialarbeit stärker in den Vordergrund zu stellen und klientenzentriert zu handeln. Die Arbeit, Menschen in unterschiedlichen Lebenslagen zu begleiten und Lösungen zu entwickeln, ist für mich sinnstiftend und ermöglicht persönliche Weiterentwicklung.
Meine Motivation liegt darin, neue Lösungen in der Sozialen Arbeit zu finden, Veränderungen voranzutreiben und aktiv an deren Weiterentwicklung mitzuwirken.
Im Zusammenhang mit deiner Unabhängigkeit hast du betont, wie wichtig es ist, klientenzentriert zu arbeiten. Welche Werte und Prinzipien sind für dich entscheidend, um diese Haltung in deiner Arbeit zu leben?
Ich gehe stets von einem positiven Menschenbild aus und bin überzeugt, dass jeder Mensch einen Platz in der Gesellschaft verdient, unabhängig von seinen Lebensumständen. Als Springerin kann ich aus einer externen Perspektive die Beziehungen und Strukturen zwischen Kunden und KlientInnen beobachten und konstruktives Feedback abgeben.
Was ist dir bei deinen Einsätzen besonders wichtig? Setzt du dir dabei jeweils persönliche Ziele, die du erreichen möchtest?
Es ist mir wichtig, den Übergang für die Person, die nach meinem Einsatz die Fälle übernimmt, so einfach wie möglich zu gestalten, um der hohen Fluktuation auf Sozialdiensten entgegenzuwirken. Während des Einsatzes prüfe ich, ob weitere Massnahmen notwendig sind, um das Problem im Sozialdienst zu adressieren. Falls erforderlich, kann ich dem Kunden in Zusammenarbeit mit der Tangente GmbH alternative Lösungsansätze unterbreiten.
Wie gelingt es dir, dich schnell in neuen Teams und Arbeitskontexte zurechtzufinden und dich erfolgreich zu integrieren?
Ich kommuniziere stets transparent mit dem Kunden und dem Team. Bei komplexen Fällen fokussiere ich mich stärker auf die Arbeit und die KlientInnen, weshalb ich seltener in Pausen anzutreffen bin und mich weniger ins Team integriere. Es ist mir jedoch wichtig, das Team im Vorfeld darüber zu informieren.
Deine Tätigkeit ist sehr vielseitig und dynamisch. Was waren die grössten Herausforderungen, die du bisher in deiner Rolle als Springerin erlebt hast, und wie hast du diese gemeistert?
Überraschend ist stets die geringe Dokumentation in der Fallführung, welche für mich als Springerin eine grosse Herausforderung darstellt, da sie die Effizienz und den Erfolg eines Einsatzes, insbesondere bei kurzen Einsätzen, stark beeinflusst. Die Herausforderungen entstehen aber nicht nur aus mangelnder Dokumentation, sondern auch aus der Tatsache, dass ich oft als aussenstehende Person in bereits bestehende, komplexe Teams und Strukturen eingebunden werde.
Was macht eine „Springerpersönlichkeit“ aus und welche Eigenschaften sind notwendig, um diese Arbeit langfristig und mit Freude auszuführen?
Jemand der nach Routine und Kontinuität strebt, der ist für Springereinsätze nicht geeignet, da diese eine hohe Flexibilität, Resilienz und Selbstständigkeit erfordern. Wichtig für eine langfristige Freude an der Tätigkeit ist vor allem die Offenheit für Neues und eine starke Motivation für die Themen der Sozialen Arbeit.
In der öffentlichen Diskussion gibt es Stimmen, die behaupten, dass Springerfirmen lediglich vom Fachkräftemangel profitieren. Was hältst du von dieser Aussage?
Die Aussage, Springerfirmen profitierten nur vom Fachkräftemangel, ignoriert die eigentlichen Ursachen des Problems. Der Fachkräftemangel entsteht durch veraltete Anstellungsbedingungen, die teilweise keine angemessene Anerkennung und Wertschätzung für die Arbeit bieten. Die Anforderungen und die Komplexität an den Beruf steigen, der Umgang wird rauer, und daher gewinnen wertschätzende Arbeitsbedingungen und Vertrauen bei der Jobwahl an Relevanz.
Gibt es neue Trends oder Ansätze in der sozialen Arbeit, die du für besonders vielversprechend hältst und wie könnten sie deine Arbeit als Springerin beeinflussen?
Es ist wichtig, dass die Digitalisierung im Bereich der Sozialen Arbeit zunehmend an Bedeutung gewinnt. Für Springereinsätze spielt die volle Nutzung der eingesetzten Software-Lösungen eine entscheidende Rolle, um die Effizienz und Qualität der Fallarbeit zu steigern – besonders angesichts der komplexen Fälle und hohen Fallzahlen.
Abschliessend zeigt sich: Für Gina Küpfer ist die Rolle als Springerin in der Sozialarbeit weit mehr als ein temporärer Einsatz. Sie ist auch ein Anstoss für Innovation und ein aktiver Beitrag zu einer zukunftsfähigen und inklusiven Sozialarbeit, die mit den Herausforderungen der Zeit Schritt hält.